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Der neue Bonatzbau

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Eine Geschichte mit Umbau

Mehr Menschen, mehr Verkehr, mehr Technik – in sich rasant wandelnden Stadtgesellschaften gelten und galten Bahnhöfe als prägende Konstanten. Doch was uns heute so vertraut erscheint, ist - im Zeitraffer betrachtet - zumindest in Stuttgart das Ergebnis kontinuierlicher Veränderung, die schon früh begann.

Bonatzbau 2025
Bonatzbau 1923
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Nach der Erfindung der Dampfmaschine im Jahr 1769 wird bald klar, dass die Eisenbahn das Verkehrsmittel der Zukunft ist. Zu dem Schluss kommt auch eine von König Wilhelm I. von Württemberg eingesetzte Kommission 1834. Zwölf Jahre später entsteht der erste Bahnhof als Kopfbahnhof mit vier Gleisen am damaligen Stadtrand.

1868

Schon 15 Jahre nach seiner Eröffnung erweist sich der Bahnhof als zu klein. Der stark zunehmende Schienenverkehr lässt eine Erweiterung unumgänglich erscheinen. Ergebnisse dieses ersten Umbaus sind vier weitere Gleise und eine prunkvolle Fassade für das Empfangsgebäude. Vom ursprünglichen Bahnhof bleibt nur ein Wartesaal-Anbau erhalten.

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1914

Bis zur Jahrhundertwende hat sich die Einwohnerzahl Stuttgarts erneut verdoppelt, die Anzahl der Reisenden gar verdreifacht. Deshalb lobt die königliche Generaldirektion einen Planungswettbewerb für einen neuen Bahnhof aus. Aus 70 eingereichten Entwürfen geht jener von Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer als Sieger hervor. Das Preisgericht urteilt, der Entwurf sei von „entschiedener Eigenart und von schlichter Größe“. Das Empfangsgebäude, das nach dem Entwurf von Bonatz und Scholer „Der Nabel Schwabens“ genannt wird, zählt bald zu den spektakulärsten Bauten der Weimarer Republik.

1923

500 Meter entfernt vom Ort des bisherigen Bahnhofs entsteht ein kubischer Bau mit asymmetrischen Proportionen, einem mächtigen Uhrenturm und 16 Gleisen. Der Bonatzbau wird zu einem Meilenstein Richtung Moderne und mit seinen Portalen und dem vom alten Stuttgarter Stadttor geretteten Wappen zum Symbol einer immer mobiler werdenden Gesellschaft.

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1972

Schon von 1952 an vermietet die Deutsche Bundesbahn die Plattform des Turms um mit den Einnahmen den Innenausbau zu finanzieren. Seitdem trägt der Bahnhofsturm einen im Durchmesser fünf Meter großen Mercedes-Stern. Der Bonatzbau feiert 1972 seinen 50. Geburtstag, von 1978 an hält unter dem Hauptbahnhof die S-Bahn, und 1987 wird das Gebäude zum Kulturdenkmal.

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Heute

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2025

Bis zum Jahr 2025 wird der Bonatzbau vollständig modernisiert. Das historische Empfangsgebäude erhält ein stabilisierendes Tragwerk. In zwei neuen, lichtdurchfluteten Ebenen sollen sich attraktive Geschäfte ansiedeln. Ein modernes Vier-Sterne Hotel mit Lounge und Meeting-Flächen findet auf den darüber liegenden Gebäudeebenen Platz. Das stadtbildprägende Äußere des fast 100 Jahre alten und denkmalgeschützten Bauwerks bleibt erhalten. Der künftig ebenerdige Eingang ins Empfangsgebäude ermöglicht den einfachen Zugang zu den Gleisen der neuen Bahnsteighalle, die derzeit im Rahmen von Stuttgart 21 entsteht.

So wird sich der Bonatzbau wieder den Herausforderungen einer immer mobileren Gesellschaft anpassen und doch bleiben, was er ist: das moderne Stadttor Stuttgarts und der Nabel Schwabens.

1923

Die wichtigsten Fakten zur Modernisierung des Bonatzbaus.

  1. 1. Warum wird der Bonatzbau umgebaut?

    Die Deutsche Bahn investiert rund 200 Millionen Euro in den Bonatzbau und macht ihn zu einer modernen Mobilitätszentrale und einem urbanen Treffpunkt zwischen Königstraße und neuem Stadtquartier als Teil der Zukunft Stuttgarts. Damit Reisende den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof zukünftig einfach erreichen können, wird im Bonatzbau eine neue Haupterschließungsebene geschaffen, die den rundum ebenerdigen und barrierefreien Zugang ins Empfangsgebäude sicherstellt.

  2. 2. Was passiert im Bonatzbau genau?

    Das stadtbildprägende äußere Erscheinungsbild bleibt erhalten. Im Inneren wird das Empfangsgebäude entsprechend den heutigen Anforderungen an einen Bahnhof umgestaltet. Zwei neue lichtdurchflutete Ebenen bieten künftig Raum für attraktive Einzelhandels- und Gastronomieangebote. Dazu entsteht ein Vier-Sterne Hotel mit rund 150 Hotelzimmern.

  3. 3. Wird der Denkmalschutz beim Umbau des Bahnhofsgebäudes beachtet?

    Der von der Bahn, der Stadt, den Denkmalschutzbehörden und dem Büro ingenhoven architects gemeinsam erarbeitete Entwurf sieht vor, in Form einer Haus-in-Haus Konstruktion die prägenden Gebäudeteile des Bonatzbaus – Turm, Kopfbahnsteighalle, Mittelaufgang sowie Kleine und Große Schalterhalle – zu erhalten und durch ein neues Tragwerk zu entlasten und zu sichern.

  4. 4. Wird der Bonatzbau während des Umbaus komplett für Reisende gesperrt?

    Der Betrieb des Bonatzbaus in seiner heutigen Form wird nach Beginn der Bauarbeiten nicht mehr möglich sein. Jedoch stehen den Reisenden alle Serviceeinrichtungen des Bahnhofs während der gesamten Baumaßnahme – an Interimsstandorten – nach wie vor zur Verfügung. Eine sichere und barrierefreie Wegführung zu den Fernzügen und zur S-Bahn wird dauerhaft aufrechterhalten.